Erfahrungsbericht – Vom Swimmingpool in die Beute

Imker sein oder nicht sein – das war die Frage!

Ein Erfahrungsbericht.

Da saß ich nun im Sommer 2015 am Pool auf Korfu, alle mitgebrachten Bücher waren gelesen, es musste neuer Lese-Stoff her. Eine Biene setzte sich auf den Deckel meines Laptops… es war um mich geschehen. Jetzt, 1½ Jahre später, habe ich meine 2 Bienenvölker im Garten stehen und darf mich Imker rufen.

Die Biene auf dem Laptop weckte einfach Neugierde bei mir. Nicht nur, dass sie für leckeren Honig verantwortlich ist… wer sich für Politik interessiert… bei den Bienen herrschen die Damen – ein matriarchalischer Staat.

Ich wollte alles über dieses Staatswesen wissen und wurde auf der Seite http://www.die-honigmacher.de sehr gut informiert. Je mehr ich wusste, desto faszinierter war ich. Weitere Videos auf youtube.de erbrachten Einblicke in die Tätigkeit der Imker.

Mich überzeugte schnell die Magazinimkerei. d.h. das Imkern in viereckigen Holz- oder Styroporkisten. Ich hatte den Eindruck, dass diese Imkerweise für mich als Anfänger leicht zu erlernen ist und den Bienen auch weniger Stress verursacht.

Bei der Frage nach der Magazin-Art (Dandant, Segeberger, Langstroh, Zander usw.) kamen für mich aufgrund meines Hobbys, mit Holz zu werkeln, nur Holzmagazine in Frage. Bienen hatte ich noch keine, aber schon war die erste Holzbeute bereits nach dem Urlaub gebaut. Die Bauanleitung gab es von der Universität Hohenheim. (https://bienenkunde.uni-hohenheim.de/einfachbeute) Diese Beute ist im Zandermaß und wird auch manchmal Liebigbeute genannt. Dr. Gerd Liebig – Bienenforscher und wissenschaftlicher Mitarbeiter – hat eine eigene Internetpräsenz, auf der er viele hilfreiche Tipps gibt. (www.immelieb.de)

Gerd Liebig und Pia Aumeier (Forscherin an der Ruhr-Universität in Bochum) geben Anfängerkurse. Herr Liebig in Grevenbroich, Pia in ganz NRW verteilt. Einen solchen Kurs, den ich im Januar 2016 begonnen habe, kann ich nur empfehlen. Pia bereitet einmal im Monat für drei Stunden stattfindenden Seminare penibel vor. Hier bekommt man Wissen und Praxis vermittelt.

Nun hatte ich immer noch keine Bienen, aber schon Magazine und etwas Halbwissen. Und wie der Zufall es so will, wurde ich auf den Tag der offenen Tür meines Imkerpaten Reiner von der Bank in Lobberich aufmerksam. Als ich von ihm wegfuhr, hatte ich nicht nur leckeren Bienenstich gegessen und noch mehr über das Bienenwesen erfahren, sondern auch ein Bienenvolk im Kofferraum. Das zweite folgte zwei Wochen später als eingefangener Bienenschwarm. So musste ich nicht mal für meine Völker bezahlen, die man ansonsten aber auch günstig bei den Einsteigerkursen oder anderen Imkern erhält. Ich musste nur versprechen, im nächsten Frühling Rainer zwei Ableger meiner Bienen zu geben. Eine Hand wäscht die andere.

Über Reiner bin ich dann dem Nettetaler Imkerverein beigetreten. In einem solchen Verein erhält man viel Unterstützung (drei Imker – fünf Meinungen), lernt neue Menschen kennen und ist darüber hinaus beim deutschen Imkerverband versichert. Es lohnt sich aus meiner Sicht.

Das Bienenjahr ist vorbei, alle Arbeiten waren Anfang Dezember abgeschlossen, meine zwei Völker stehen im Garten und versuchen, den Winter zu überstehen. Das ist ganz schön spannend. Ich hoffe, Ihnen genug Futter für den Winter gegeben zu haben. Kommen Sie durch, gibt es im Frühjahr die erste Honigernte, denn beide Jungvölker werden nach einem Winter zu so genannten Wirtschaftsvölkern.

Ich hoffe, die 13 Bienenstiche haben sich gelohnt – einige von diesen gab es wohl auch in Kuchenform.

Update Juni – Königinnenzucht und Zeichnung

Königinnenzucht für durch Anfänger

Die Schwarmzeit von April bis Mitte Juni ist die arbeitsreichste Zeit für den Imker. Daher komme ich auch erst jetzt dazu von meinen ersten Versuchen in der Königinnenzucht zu berichten. Wie bereits im Mai Update beschrieben, habe ich den Sammelbrutableger am 2. Mai erstellt und dann am 10. Mai die Nachschaffungszellen gewissenhaft entfernt. Am 12. Mai haben Heinz und ich dann den Zuchtrahmen mit Larven aus dem Wägevolk belarvt. 22 Näpfchen wurden belarvt, wovon auch 16 angenommen wurden. Dies ist erstmal ein sehr respektables Ergebnis für den ersten Versuch. Aufgrund einer Geschäftsreise konnte ich die anstehende Verschulung in die Schlupfkäfige am 21. Mai nicht vornehmen, daher hat Heinz das für mich übernommen. Beim Verschulen hat Heinz dann festgestellt, dass eine Zelle nachträglich ausgefressen wurde. Somit waren es dann nur noch 15 Zellen. Weiterhin hatten die Damen die Weiselzellen stark verbaut, so dass diese mit einem heißen Messer vorsichtig freigeschnitten werden mussten. Dabei wurde eine Zelle leider beschädigt. Macht also noch 14 Zellen.

Zum errechnete Schlupftermin am 22. Mai stellte ich dann fest, dass eine der geschlüpften Königinnen wieder vorwärts in Ihre Zelle gekrochen war und dort leider nicht von den Begleitbienen befreit werden konnte – 13 and counting… :-( . Zwei weitere Zellen wollten einfach nicht schlüpfen, diese habe ich dann am 24. Mai aufgegeben. (23. Mai wäre der letzt mögliche Schlupftremin gewesen). Es bleiben also 11 Königinnen.

Die Königinnen wurden in Begattungsableger aufgeteilt, teilweise in einzargigen Hohenheimer Einfachbeuten, teilweise in Ablegerkästen und 4 in Kieler Begattungskästen. Eine Königin bevorzugte leider den Suizid im (gut abgedeckten) Futtersirup. Da machte es nur noch 10… Eine weitere Königin verlor ich dadurch, dass aus alle Bienen, außer einer Drohne und der Königin am nächsten Tag aus dem Ablegerkasten ausgezogen waren. Sehr seltsam. Da waren es nur noch 9.

Die Woche darauf war recht kalt und die adeligen Damen versuchten sich daher wahrscheinlich erst in der ersten Juniwoche im Hochzeitsflug. Jedenfalls verschwand eine der Damen beim Hochzeitsflug, so dass mit Stand 7. Juni immerhin noch 8 Königinnen in Eilage vorweisen kann.

Fazit

Der erste Versuch der Königinnenzucht fing doch sehr vielversprechend an. Der heikelste Teil, das Umlarven, gelang sehr gut. 16 von 22 umgelarvten Zellen halte ich für ein respektables Ergebnis. Mit den Schwierigkeiten im Nachgang habe ich aber nicht gerechnet. Da der Sammelbrutableger aus insgesamt 8 Völkern zusammengestellt wurde, kann man natürlich anmerken, dass man bei gleicher Brutwabenanzahl mit konventionellen Brutablegern auch 7-8 Königinnen bzw. Jungvölker hätte erstellen können.  Die Effizienz ist somit sicherlich noch steigerbar. Ein Vorteil bleibt jedoch: Immerhin sind die 8 verbliebenen Junköniginnen Töchter meines vitalsten und sanftmütigsten Volks! Daher: Auch im nächsten Jahr werde ich mich wieder an der Zucht versuchen.

Zeichnen der Königinnen…

Als ich mit der Bienenhaltung anfing, hielt ich das Zeichnen der Königin in meiner Betriebweise für überflüssig. Jedoch merkte ich schnell, dass das Zeichnen der Königinnen doch eine gewisse Sicherheit gibt, dass man die Königin nicht mit erwischt hat,  z.B. bei der Erstellung von (Sammelbrut-)Ablegern und anderen Tätigkeiten.

Nachdem die Damen im Zeitraum 5-8. Juni in Eilage gingen versuchte ich mich als ambitionierter Jungimker dann im Zeichnen der Selbigen. Material besorgt (Abfangklammer, Opalithplättchen, Zeichenrohr), das Prozedere kurz an 2 Drohnen geübt und los gings. Die ersten 2 Königinen klappten auch ohne Komplikationen.

Gezeichnete Königin Jahrgang 2015
Gezeichnete Königin Jahrgang 2015

… und was so alles schiefgehen kann

Königin souverän von der Wabe mit der Klammer abgefangen, kurz weggeschaut, Königin weg. Argh, die Weisel war aus der leicht aufgebogenen Abfangklammer entfleucht. Das ärgert den Jungimker doch immens. Doch glücklicherweise war die Königin noch nicht so stark in Eilage, dass Sie nicht mehr hätte fliegen können und so fand ich Sie 2 Minuten später putzmunter in ihrem Völkchen wieder.

Ein weiterer Versuch gestaltete sich ebenfalls spannend bis nervenaufreibend: Königin wieder ohne Probleme gefangen, nach kurzem Scharmützel mit den mich verfolgenden Begleitbienen die Queen auch in das Zeichenröhrchen bugsiert, ohne langes Federlesen gezeichnet, den Stempel des Zeichenröhrchens zurückgezogen und… oh Mist, die Königin ist tot! Die Dame genau betrachtet, definitiv nicht gequetscht, aber sie rührt sich nicht und liegt auf dem Rücken. Keinerlei Lebenszeichen. Da mich die Begleitbienen immer noch bedrängten legte ich die Verstorbene erstmal oben auf die Rähmchen ins Volk. Dort wurde Sie von den Arbeiterinnen entsprechend begutachtet und umgehend auf den Boden der Beute befördert wo sie liegen blieb. Nun, das Ergebnis war hinzunehmen und es galt das Beste daraus zu machen. Da der Begattungsableger in einer normalen Zarge erstellt wurde und recht stark war, entschied ich mich, eine Brutwabe mit Weiselzelle aus einem schwarmtriebigen Volk zuzuhängen. Nach Auswahl der zuzuhängenden Wabe habe ich den Brutableger geöffnet und die verstorbene Königin war, ehm weg! Hatten die Arbeiterin diese schon zum Flugloch hinaus befördert? Ich also das Gras vor der Beute abgesucht. Nichts. Alle Waben abgesucht, nochmals den Beutenboden abgesucht – nichts! Blick an die Kastenwand… Moment, was ist dass da für ein blauer Punkt? Da war also die Dame und ließ sich fröhlich von ihren Arbeiterinnen füttern!

Merke: Der Orientierungssinn der Biene ist einfach immer wieder verblüffend und tot stellen können sie sich auch noch. Aber diese Überraschungen machen unser Hobby so faszinierend und interessant.

Update Mai

Imkerliches

Die Schwarmzeit hat begonnen und somit auch die arbeitsreichste Zeit des Imkers. Der konventionelle Imker versucht mit verschiedenen Methoden bzw. Betriebsweisen das natürliche Vermehrungsverhalten der Bienen, den Schwarm, zu unterdrücken bzw. kontrolliert vorwegzunehmen. Eine elegante Methode ist der sogenannte Sammelbrutableger.

Daran habe ich mich heute zum ersten mal versucht.

Ziel des Sammelbrutablegers ist es, die Wirtschaftsvölker sanft zu schröpfen um die Schwarmlust im Zaum zu halten und sich gleichzeitig ausreichend Königinnen bzw. Jungvölker heranzuziehen .
Dazu werden die Wirtschaftsvölker sanft geschröpft, indem jeweils zwei verdeckelte Brutwaben aus jedem Volk mit den ansitzenden Bienen entnommen werden. Wobei auf einer der entnommenen Waben Eier bzw. jüngste Larven vorhanden sein sollten, damit die „entführten“ Damen in Stimmung bleiben, sich eine neue Königin heranzuziehen. Diese Brutwaben aus den Wirtschaftsvölkern kommen dann zusammen in eine Beute und bilden einem Brutableger – daher Sammelbrutableger.

Die Herausforderung besteht darin, die verdeckelte Brut aus den Wirtschaftsvölkern zu entnehmen, ohne die jeweilige Königin mit zu „entführen“. Dies scheint gelungen zu sein, da ich in allen drei Spendervölkern die jeweilige Königin entdecken konnte. Nach der Erstellung dieses Pflegevolkes wird dieses an einen Standort außerhalb des ursprünglichen Flugkreises verbracht, damit die Flugbienen erhalten bleiben. Dazu startete ich im Januar eine Anfrage in der örtlichen Facebook-Gruppe nach Interessenten, die gerne Bienen im eigenen Garten hätten und lernte darüber Familie Blinne kennen, die meinen Damen einen weiteren Standplatz in deren Garten ermöglichten. Vielen Dank!

Der erstellte überstarke Ableger dient dann im nächsten Schritt als Pflegevolk für die bis zu 20 umgelarvten Königinnenzellen. Doch dazu mehr in 8 Tagen.

Technisches

Ich habe heute mal die neue Bienen-NSA Überwachungskamera hier auf der Webseite veröffentlicht. Diese überträgt die Bilder des Fluglochs des Stockwagen-Volkes im Sekundentakt und hin und wieder auch die Einflugschneise bzw. das 2. Volk am Standort. Ob es stabil läuft wird sich erst noch zeigen müssen. Link hier bzw. im Menü auf der rechten Seite der Startseite. Update September 2016: Die Technik war stabil, rechnete jedoch nicht mit einem gefiederten Angriff. Der nette Vogel von nebenan hat einen der Blindstopfen am Gehäuse entfernt. Wasser + Gleichstrom = Korrosion -> R.I.P. Kamera.